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Begabtenförderung – Ein Bericht von den LernFerien NRW 2016

Woran denkt man bei dem Ausdruck „LernFerien“? Wahrscheinlich denken die meisten an ein Camp mit besserwisserischen Strebern, die sogar die heißgeliebten Ferien nutzen, um für die Schule zu lernen, statt vom Schulstress auszuspannen. Das war auch einer meiner eigenen ersten Gedanken, als meine Lehrerin mich gefragt hat, ob ich Interesse an der Teilnahme an den LernFerien hätte. Andererseits interessierte mich das Programm sehr, noch dazu dachte ich, es könnte mal ganz witzig sein, kluge Köpfe von anderen Schulen aus anderen Orten kennenzulernen.

Die sogenannten „Lernferien NRW“ fanden in den Osterferien des Jahres 2016 statt, dabei handelte es sich um ein einwöchiges Bildungsseminar für begabte

Schülerinnen und Schüler der Q1.

Dabei konnte man aus einem Angebot von 3 Standorten wählen, an jedem Standort wurde jeweils ein anderer Themenschwerpunkt behandelt. Ich nahm an dem Programm in Jülich mit den Schwerpunkten Biotechnologie und Ethik teil, da mich diese Themen auch auf Grund meines Leistungskurses Biologie besonders interessieren.

In Jülich waren wir im modern ausgestatteten Haus Overbach untergebracht, unsere Lerneinheiten fanden im auf dem Gelände gelegenen Science College statt.

Mit 23 weiteren Jugendlichen aus ganz NRW wurden uns die verschiedenen Teilbereiche der Wissenschaft nahe gebracht.

Zu dem sehr abwechslungsreichen Programm zählten nicht nur Lerneinheiten und Diskussionsrunden, sondern auch diverse praktische Arbeiten im Chemie-Labor und Ausflüge. So haben wir beispielsweise nicht nur das Destillieren von Alkohol oder das Zentrifugieren genauer erforscht, sondern durften auch den Campus Jülich der Fachhochschule Aachen und das Forschungszentrum Jülich kennenlernen.

Zu dem Schwerpunkt Ethik fand u.a. eine 4-stündige Konversation mit dem Theologen Dr. Norbert Feinendegen statt, der neben Theologie auch Physik und Biochemie studiert hat. Das Thema des Disputs durften wir uns selbst aussuchen: die Rechtfertigung von Abtreibung. Bei dieser heißen Debatte konnte nach einer kurzen Einleitung in das Thema jeder von uns seine Ansicht mit den anderen teilen. Zwar, wie so oft bei ethischen Diskussionen, konnten wir uns nicht auf ein klares Nein oder Ja in Bezug auf die Rechtfertigung von Abtreibung einigen, doch es war jedem möglich, sowohl an seiner Argumentationsweise zu arbeiten als auch seine eigenen Ansichten zu erweitern.

Desweiteren bekamen wir einen Einblick in die Astronomie. Neben den unvorstellbar teuren Teleskopen, die uns die Forschungseinrichtung zur Verfügung gestellt hat, haben wir auch eine Vorstellung von dem bekommen, was sich um uns im Universum befindet. Besonders die unter den Astronomen weit verbreitete Meinung, dass es eine über 90 prozentige Chance gäbe, dass sich in dem gesamtem Kosmos eine intelligentere Rasse als die Unsere befände, hat mich sehr nachdenklich gemacht.

Am Campus Jülich ging es hauptsächlich um Nanotechnologie bzw. Biochemie und die Idee des 3D-Druckens. Auch die Teilgebiete der Pathophysiologie, der Oecotrophologie und der Geologie werden dort erforscht. Angehende Doktoranden haben uns ihre unterschiedlichen Versuche unter anderem zur Verbesserung der Glukosemessung im Blut oder der Kompensation von Proteinen und Enzymen in einer Lösung zu Säuberungszwecken vorgeführt. Selbst durften wir zum Beispiel eine agarose Gelelektrophorese, mit welcher man verschieden Desoxyribonuklein-Fragmente aufteilen kann, durchführen. Diese Stationen konnten wir in kleinen Gruppen durchlaufen und überall selbst diverse spannende Versuche durchführen.

Im Forschungszentrum Jülich erlebten wir nach einer kleinen Busrundtour die Vorführung eines 3D-Vorführ-Programms, mit dessen Hilfe es uns möglich war, ein Gehirn in seinen unterschiedlichen Schichten in einer räumlichen Ebene zu sehen und somit auch‚ in das Gehirn ‚hineinzugucken‘. Zudem bekamen wir den sogenannten „Supercomputer“ zu Gesicht, bis dahin der Neunt-Schnellste der Welt und der Schnellste in Europa: Ein sehr beeindruckendes Wunder der Technik eingeschlossen in einer riesigen Halle und abgeriegelt unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Der Computer verbraucht am Tag mehr Strom als ein Einfamilienhaus im Jahr.

Besonders stolz ist das Forschungszentrum Jülich auf ihren Nobelpreisträger der Physik 2007 Peter Grünberg, welcher den Riesenmagnetowiderstand Effekt entdeckte. Aufgrund seiner Forschung und Entdeckung konnte die Festplatte revolutioniert werden. Die Lizenzgebühren aus den auf die Entdeckung angemeldeten Patenten, flossen in zweistelliger Millionenhöhe an das Institut in Jülich.
Nach diesen beeindruckenden Bildern durften wir in einen Dialog treten mit ehemaligen Studenten und uns mit ihnen über ihre Studienwahl und ihren Studienverlauf unterhalten. Auch ein international angesehener Professor der Biochemie, welcher sich auf die organische Chemie spezialisiert hat, begleitete uns und stand uns für Fragen zur Verfügung.

Aber auch der Sport kam nicht zu kurz. Da das Haus Overbach doch sehr abgelegen von Allem liegt, haben wir in einem Kletterpark unsere Teamfähigkeit auf die Probe gestellt. Dieser Teamgeist ließ im Laufe der Lernferien diverse neue Freundschaften entstehen und wir hatten viel Spaß miteinander. Die abendlichen gemeinsamen Spiel- und Erzählabende und andere tolle gemeinsame spontane Aktionen sind mir auch heute noch in schöner Erinnerung.

Abschließend lässt sich sagen, dass ich durch dieses Seminar nicht nur neue Freunde gefunden habe, die die gleichen Interessen haben wie ich, sondern auch viele interessante Einblicke und ein tiefer gehendes Verständnis in die einzelnen Fachgebiete der angewandten Wissenschaften bekommen habe. So bin ich mir nun jetzt noch sicherer, welchen Weg ich nach meinem Abitur einschlagen werde. Und wer weiß, vielleicht treffe ich ja dann während meines angestrebten Medizin Studiums auf ein paar bekannte Gesichter. Ich kann dieses Seminar zu 100 Prozent weiterempfehlen. 🙂

In Kooperation mit Frau Strajhar, welche mir diese Erfahrungen ermöglicht hat.

Ein Schülerbericht von Tobias Maciejok (Q1), Bilder aus der Lernferien Publikation

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