Über das Vermeiden von und den Umgang mit Konflikten – die praktische Arbeit
Der Umgang mit Konflikten wird bei uns am Pestalozzi-Gymnasium auf neuen Wegen versucht …
Streitschlichtung
Schuldig oder nicht schuldig?- Das ist die falsche Frage!
Das Streitschlichter – Projekt gibt es seit 1996 am Pestalozzi-Gymnasium in Herne, es blickt insgesamt auf gute Erfahrungen zurück. Wir wollen damit einen Beitrag zur Vermeidung von Gewalt und zum friedlichen Zusammenleben an unserer Schule leisten. Dafür bilden wir interessierte Schüler/innen ab der Jahrgangsstufe 8 aus, die Schlichtung eines Konflikts selbst in die Hände zu nehmen.
Die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten spielt dabei eine große Rolle: Wirklich zuhören, Gesprächsübungen, Rollen- und Interaktionsspiele stehen auf dem Programm.
Das Streitschlichter-Projekt ist ein wirksames Instrument der Konfliktlösung im Zusammenhang wachsender Gewaltbereitschaft gerade bei Jugendlichen. Es trägt dazu bei, das Schulleben angenehmer zu gestalten, indem Spannungen und Feindseligkeiten vermindert werden, die Schülerbeteiligung und Selbstverantwortung zu steigern, und nicht zuletzt entlastet es die Lehrer, die nicht mehr alle Konflikte zwischen Tür und Angel lösen müssen und dann vielleicht auch noch „den Falschen bestrafen“. Ein Gewinn für alle Beteiligten!
Bei Problemen zwischen älteren SchülerInnen bietet es sich natürlich an, Schlichtungen und Gespräche mit Lehrerinnen durchzuführen.
Wenn es sich aber um Probleme handelt, die die ganze Klasse angehen, dann stehen auch LehrerInnen zur Verfügung, die gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen durch Spiele und Übungen versuchen, die Klassengemeinschaft zu verbessern, so dass sich alle in der Klasse wohl fühlen.
Krisenintervention bei Konflikten an unserer Schule
Konfliktregelung zwischen einzelnen Konfliktparteien
Streitschlichtung durch SchülerInnen
Ziel:
Finden einer Lösung, mit der beide Parteien zufrieden sind
(win-win Lösung)
Methode:
Strukturiertes Mediationsgespräch, durch das die Parteien selbst zur Lösung kommen
Arbeit mit ganzen Klassen
Klassenmediation
Team:
Lehrer/Lehrerin
oder
LehrerIn/SchülerIn
Methode:
Strukturiertes Mediationsgespräch
Workshops mit ganzen Klassen
Team:
2 LehrerInnen, die nicht in der Klasse unterrichten und 1 bis 2 LehrerInnen, die die SchülerInnen kennen und nach dem Workshop weiter begleiten
Ziel:
Sensibilisierung für Probleme der Klasse und gemeinsames Finden von Lösungen
Hier geht es darum, mit den SchülerInnen gemeinsam neue Wege des miteinander Umgehens zu suchen und auszuprobieren, mit denen alle zufriedener sind.
Methode:
Übungen, Spiele, Eingreiftheater
Ohne Gewalt stark
Allen SchülerInnen der Klassen 8 wird vom Kommissariat Prävention und Opferschutz der Polizei in Bochum ein Projekttag zum Thema „Ohne Gewalt stark“ angeboten.
Ein wichtiges Ziel dieses Projekttages ist es, zur Förderung von Zivilcourage beizutragen. In erster Linie geht es darum, wie man mit Gewaltsituationen besser umgehen kann. Die Grundannahme ist hier: „Gewalt kann verhindert werden, wenn gehandelt und nicht weggesehen wird.“ Natürlich darf das nicht auf Kosten der eigenen Sicherheit gehen. Aber zu lernen, wie das genau aussehen kann, dazu ist dieser Tag da.
Ohne Gewalt stark – auch im Netz – Umgang mit Cybermobbing
Da Mobbing immer stärker in den „anonymen“ Bereich des Cybermobbings über Facebook, WhatsApp oder ähnliche Medien verlagert wird, haben wir uns entschieden, im Sinne einer Prophylaxe ab dem Schuljahr 2014-15 einen neuen Projekttag bereits für alle 6. Klassen einzurichten, in dem die Gefahren und Auswirkungen dieser Form des Mobbings für die SchülerInnen erfahrbar gemacht werden sollen. Es ist uns hier allerdings wichtig, deutlich zu machen, dass wir nicht in den Chor derjenigen einstimmen wollen, die vorwiegend die Gefahren der neuen Medien sehen. Stattdessen wollen wir gemeinsam mit unseren Schülerinnen und Schülern herausarbeiten, wo Chancen und Risiken liegen, so dass sich Verständigungsprozesse über korrektes Verhalten im Netz anschließen können.
Gleichzeitig bekommen SchülerInnen und Schüler durch Übungen auch ein Gespür dafür, wie sich Mobbing anfühlt und was es mit einem Menschen anstellt, so dass eine Übertragung auf die reale Klassensituation in Ansätzen erfolgt.
Als weiterführende Hilfe gibt es Informationsmaterial zu Ge- und Verboten im Netz und auch zu Internetadressen, die stets auf dem neuesten Stand sind und Tipps für die „neuesten Gefahren“ bieten. Die beiden Hilfreichsten sind hier http://www.klicksafe.de/ und https://www.juuuport.de/, Seiten, die auch für Eltern interessant sein können.
Der No Blame-Approach
Seit etwa 2007 ist dieser Ansatz häufig der erste Schritt, den wir wählen,
- wenn sich einzelne SchülerInnen nicht wohl fühlen in ihrer Klasse
- wenn sie keinen Rückhalt bei ihren MitschülerInnen finden
- wenn sie ausgegrenzt oder beleidigt werden
- wenn „Scherze“ auf Kosten ihrer Person an der Tagesordnung sind
- wenn sie sich nicht mehr alleine helfen können
- Hier setzen wir erfolgreich den No Blame-Approach ein. Das ist ein Ansatz, der ohne Schuldzuweisung arbeitet und lösungsorientiert in drei Schritten umgesetzt wird.
Zunächst wird mit dem betroffenen Schüler, der betroffenen Schülerin gesprochen, um zu entlasten und den nächsten Schritt zu erklären. Das ist die Einrichtung einer Unterstützungsgruppe, deren Aufgabe es ist, sich zu überlegen, was die einzelnen Mitglieder tun können, damit es der betroffenen Schülerin/dem betroffenen Schüler besser geht. Verantwortungsvoll werden diese Ideen zur Umsetzung in die Hände der SchülerInnen gelegt. Schon nach kurzer Zeit lässt sich ablesen, dass sich die Situation deutlich gebessert hat. In einem Nachtreffen bestätigen die betroffenen SchülerInnen das meist auch.
Inzwischen gibt es eine Plattform für Anwender des No Blame-Approachs. Auch unsere Schule ist dort registriert, so dass sich Schulen oder andere Interessierte an uns wenden können, um sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen in Ausgrenzungs- und Mobbingsituationen.