Am heutigen Montag erinnerte eine Gedenkstunde am Standort der ehemaligen Synagoge in Wanne-Eickel, Langekampstraße 48, an die Schrecken der Progromnacht des 09. Novembers 1938 und an alle Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft der Jahre 1933-1945. In seiner Rede spannte der Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda den Bogen zur heutigen Zeit, machte Mut und rief dazu auf, um die Demokratie und in unserer Stadt Herne gegen jegliche Form von Diskreminierung und Ausgrenzung zu kämpfen.
Weil es uns wichtig ist, nimmt das Pestalozzi-Gymnasium jedes Jahr mit dem Schulleiter und ehemaligen Lehrkräften sowie zum Teil mit aktuellen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern an der Gedenkstunde teil.
Am PG etabliert haben wir zu diesem Themenkomplex u.a. den Friedenstag im Mai. In diesem Jahr hieß das Motto „Think positiv – gemeinsam für den Frieden“. Das passt sehr gut zu den heutigen Worten des Oberbürgermeisters. Daher kommt der heute eingegangene Text einer Schülerin zu ihrem Beitrag beim Friedenstag 2024 und der anschließenden Ehrung sehr gelegen und ist nachstehend zu lesen:
Das neue Schuljahr hat gerade begonnen und ich muss wirklich sagen, dass ich mich vor mehr als einem Jahr für das Pestalozzi-Gymnasium entschieden habe, war mit Abstand das Beste, was ich zu dieser Zeit und auch jetzt, für mich hätte tun können. Die Art, wie dort mit den Menschen umgegangen und die Motivation zum Lernen geweckt wird, schafft für mich eine Atmosphäre, in der ich gerne zur Schule gehe und die mir das Gefühl vermittelt, dass einem alle Türen offen stehen. Wie das Motto des PG`s so schön sagt : „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“. Am PG wird nicht nur das Lernen mit dem Kopf hervorgehoben, sondern auch, dass man durch soziale sowie praktische Erfahrungen dazu lernt.
Auch wenn ich erst seit einem Jahr Schülerin des Pestalozzi Gymnasiums bin, habe ich schon einige der traditionellen Veranstaltungen im Jahr mitbekommen, die jährliche Mottowoche, die winterliche Nikolaus-Aktion und noch vieles mehr. Die Veranstaltung, die mir allerdings am besten gefallen hat, war der traditionelle Friedenstag zum 8. Mai. Jedes Jahr gibt es ein anderes Motto, was in diesem Jahr „Think positive – Gemeinsam für den Frieden“ lautete.
Schon einige Zeit bevor sich die ganze Schule mit ihren Projekten beschäftigen sollte, wurden in den Klassenzimmern Flyer aufgehangen, die einem mit verschiedenen Workshops in Form von den Fächern Musik, Kunst und Literatur einen Überblick verschaffen sollten.
Ich glaube, vielen aus meiner Klasse fiel die Entscheidung zwischen den verschiedenen Fächern, mit denen sich das jeweilige Projekt befasst, relativ leicht. Ich muss zugeben, dass ich lange Zeit
zwischen Kunst und Literatur hin und her gerissen war, mich schließlich dann doch für die Literatur entschied. „Tage verstrichen, ich merkte es kaum, da riss mich apruppt der 8. Mai aus dem Traum“ So etwas ungefähr dachte ich, als ich an diesem Morgen hoch zu meinem Klassenraum ging und mir nicht ganz klar war, was mich an diesem Tag erwarten würde. Natülich wusste ich, wann das Ganze anfangen würde und wann es aufhörte, dass wir an Projekten arbeiten würden und dass die Meisterwerke in der Abendveranstaltung präsentiert oder ausgestellt werden durften, doch nie und nimmer hätte ich erwartet, wie sich das Blatt wenden würde.
Zum Anfang gab es in unserer Klasse ein großes Frühstück. Doch bevor wir uns für den Tag stärkten, erzählte Frau Strajhar, eine unserer beiden Klassenlehrerinnen, was es mit dem
Friedenstag auf sich hatte und wir erfuhren schließlich, dass man an diesem Tag das Ende des zweiten Weltkriegs, der genau an diesem Tag im Jahr 1945 endete, feiert.
Nach dem Frühstück, kurz bevor die Arbeitsphase beginnen sollte, kam Frau Strajhar auf mich zu und drückte mir einen Flyer in die Hand. Zunächst starrte ich ihn an, als würde er mir gerade eine
Geschichte aus seiner Jugend erzählen, aus der Zeit bevor er sich einen „ Flyer“ nennen konnte. Doch als ich dann die ersten Worte laß, begriff ich einiges mehr. Der Flyer gehörte anscheinend zu einem Schüler.innen-Wettbewerb der den Namen „Meine.deine.unsere Werte – deine Stimme deine Zukunft“ trug.
Doch als mein Blick einige weitere Zeilen streifte, stutzte ich. Dort stand tatsächlich, dass man von der neunten Klasse bis zur Q2 teilnehmen kann. Ich blickte meine Lehrerin ungläubig an, doch als ich ihr Nicken sah, glaubte ich, plötzlich ein Stückchen größer zu sein. Schnell verzog ich meinen Mund zu einem lächeln. Als ich zu meinem Platz ging, war ich unglaublich stolz, dass sie
mich ausgewählt hatte, obwohl ich zu dem Zeitpunkt erst in die fünfte Klasse ging, doch wahrscheinlich war es auch, weil sie wusste, wie gerne ich schrieb und dass dabei schon einiges an
guten Texten zusammengekommen war.
Von diesem Punkt an ging alles sehr schnell. Ich recherchierte, sog die Informationen auf und hatte am Ende des Schultages einen Tagebucheintrag aus der Sicht eines Menschen geschrieben, der in der DDR gelebt und den Mauerfall miterlebt hatte. Ich find,e im Laufe des Tages waren sehr viele wunderschöne Projekte entstanden, die schließlich in der abendlichen Vorstellung präsentiert und ausgestellt wurden. Von tiefgründigen Gedichten, über künstlerische Gemälde bis hin zu musikalischen Gesangseinlagen und Tanzvorführungen.
Auch ich betrat an diesem Tag die Bühne. Die Aufregung durchströhmte mich und ich klammerte mich nervös an mein flauschiges Notizbuch, sodass ich jede Faser seines Umschlags mindestens ein mal in meinen Händen hatte. Und dann las ich meinen Text vor, der bereits vier DIN5-Seiten bedeckte. Ich erhielt meinen Applaus und ging wieder von der Bühne.
Nach ein paar Tagen sendete Frau Strajhar schließlich meinen Text an den Schüler.innen-Wettbewerb der Professional School of Education ein. Als ich dann nach einiger Zeit die Mail mit der Einladung zur öffentlichen Preisverleihung erhielt hätte ich glatt Saltos schlagen können, so sehr freute ich mich, und was die Sache noch besser machte machte, war, dass auch Frau Strajhar nicht vorhatte, das zu verpassen. Auch wenn ich durch mein Alter nicht die Chance hatte auf eine Plazierung, wartete auf der Veranstaltung noch eine Überraschung auf mich.
Endlich war es soweit und der Tag der Preisverleihung war gekommen. Als meine Familie und ich am Veranstaltungsort ankamen, war Frau Strajhar schon da und ich freute mich sie zu sehen. Als wir den kleinen Veranstaltungssaal betraten, wurde zuerst eine Begrüßungsrede abgehalten, danach wurde der deutsche Autor Franz Goosen interviewt, was mir sehr gefallen hat. Zum Schluss lasen dann die Gewinner ihre wirklich großartigen Texte vor und erhielten ihre Preise. Doch dann, als ich dachte, die Veranstaltung wäre vorüber, bat man mich aufzustehen, hat mir eine Tafel Schokolade und den Sammelband überreicht und ich wurde als jungste Teilnehmerin namentlich erwähnt.
Und nach dieser Erfahrung kann ich einfach nur all den Menschen danken, die mich auf dem Weg zur ersten Veröffentlichung begleitet haben, dem Pestalozzi-Gymnasium, welches mir geholfen hat die Freude am Schreiben zu entdecken und allen voran meiner Klasssenlehrerin Frau Strajhar, die mich vom ersten Buchstaben, meines Textes an, begleitet und unterstützt hat.
Und was soll ich noch sagen, jetzt steht mein Name in einem Buch direkt unter meinem eigenen Text.
Emilia Wandzig, damals 5a, nun 6a